Angefangen hat alles am 28.02.2020. Mein letzter Arbeitstag in München und mein erster Arbeitstag in den Tiroler Bergen. Mein Zuhause für die nächste 6 Wochen (so dachte ich): Westendorf am Wilden Kaiser. Für die, die das nicht kennen: es ist ca. 20 min von Kitzbühel entfernt, wo das all jährige Hahnenkamm-Rennen stattfindet. Als Service- und Küchenaushilfe in einem Hotel eines Sportreiseveranstalters. Alle Mitarbeiter waren schon seit Anfang (Mitte Dezember) der Saison in Österreich und ich kam als Neuling dazu.
Mein Tag sah meistens wie folgt aus: 06:23 Uhr ging der Wecker, so dass ich inkl. 10-minütigen Arbeitsweg um 06:45 Uhr in der Küche stand um das Frühstück vorzubereiten. Der Frühstücksdienst ging dann bis ca. 11:00 Uhr, je nach dem ob noch Käse und Wurst für den nächsten Tag aufgeschnitten werden musste. Dann hatte ich erst einmal Freizeit und bin meistens für 1-2 Stunden mit meiner Mitbewohnerin auf die Piste Snowboarden gegangen. Noch ein heißer Tee oder ein Skiwasser und dann war der Schnee eh schon matschig. Noch ein Teechen in der WG, ein paar Mails schreiben, ein Buch lesen auf dem Balkon oder einfach mit meinen Mitbewohnern in der Sonne sitzen und das Leben genißen. Um 16:00 Uhr sind wir dann immer ins Hotel gegangen um etwas zu essen – sonst hätte ich in meiner Abendschicht die ganze Küche beim Anrichten der Teller aufgegessen. um Punkt 17:00 Uhr war dann entweder Service also Tische eindecken und dekorieren oder Küche (Schnibbeln, schäle, spülen, Teller anrichten) angesagt. Da das Team echt super war und alle gut zusammen gearbeitet haben, hatten wir immer eine Gaudi mit viel Musik in der Küche. Langweilig wurde es also nicht.
Ja, und dann fing leider der ganze Corona-Wahnsinn an. Zuerst hieß es nur, dass das Gebiet um Ischgl ein Risikogebiet ist. Dann kam Donnerstagabends ein Angestellter der Bergbahn und meinte, dass die Bahnen ab Sonntag den 15.03.2020 schließen werden. Freitags dann die Nachricht unseres Hotelleiters, dass in Tirol ab Samstag alle Hotels schließen werden. Da wir die letzten Wochen wie in einer Seifenblase gelebt haben, hatten wir so gut wie nichts um den Wirbel mitbekommen. Wir saßen noch in Cafés und die Supermärkte waren auch noch gut bestückt. Jetzt hieß es auf jeden Fall, dass es ein schnellerer Abschied werden würde als gewünscht.
Samstag war dann noch der letzte Abbautag. Wir zogen alle Betten ab und reinigten die Zimmer. Gartenmöbel wurden von allen Balkons reingeholt. Dann habe ich meine 7 Sachen gepackt, habe noch meine Zimmerkarte abgegeben, mich verabschiedet und schneller als gedacht (viel viel schneller) saß ich in meinem Auto auf dem Weg zurück nach Deutschland.
Bei der Grenze Kufstein/ Kiefersfelden war keine einzige Person weit und breit. Trotzdem war ich dann erleichtert, als ich wieder auf der deutschen Autobahn war. Und plötzlich merkte man, dass sich alles anders anfühlte.
Schlussendlich sind alle meine Mitarbeiter gut nach Hause gekommen und bis jetzt hat noch keiner Anzeichen mit Corona infiziert zu sein. Auch wenn es ein sehr kurzer Aufenthalt in den Bergen war, war es wunderschön den Frühlingsbeginn dort mitzubekommen. Die Seen schmelzen zu sehen, die Vögel in der Früh zu hören und die kleinen Bergbächer wieder fließen zu sehen war einfach großartig. Ich bin sehr dankbar, dass mir die Schule und das Erasmus+ Programm ermöglicht hat den österreichischen Flair mitzuerleben. Da zu leben, wo die Welt noch in Ordnung scheint, sich die Menschen noch alle freundlichst auf der Straße grüßen und dir die Frau in der Postfiliale von ihrer Familie erzählt. Es war wunderbar und ich würde es immer wieder machen.
Ich freue mich schon sehr auf den Moment, wenn die “Corona-Zeit” vorbei ist und ich wieder runter in die Berge kann. Bis dahin bleibe ich leider im Moment noch in häuslicher Quarantäne und suche noch Bilder für diesen Blogeintrag raus.
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